leichter auszuführen (ist) als das ungeübte Nachmalen
von Druckbuchstaben, die uns zwar sensorisch nicht aber motorisch
vertraut sind“.
Ute Andresen, Grundschullehrerin und Autorin,
bestätigt aus ihrer langjährigen praktischen Erfahrung, daß Kinder, die
die Druckschrift sicher schreiben können, eine daran anknüpfende
Schreibschrift leicht und rasch lernen. Das Handschreiben ist an eine
altersgemäße Entwicklung motorischer Fähigkeiten gebunden. In der Schule
zeigen sich Schreibschwierigkeiten durch wechselnde Schriftlagen,
Fehlformen bei den Groß- und Kleinbuchstaben, durch zu enge oder zu weit
auseinandergezogene sowie falsche Buchstabenverbindungen. Viele
Lernanfänger schreiben zu langsam und mit erhöhtem Schreibdruck, nehmen
eine ungünstige Sitzhaltung ein und ermüden schnell. Der Entwicklung der
handmotorischen Fähigkeiten sollte deshalb viel Raum gegeben werden. Von
Bedeutung ist das harmonische Zusammenspiel von Daumen-, Finger- und
Handtätigkeit.
Ein mit Einführung der „Grundschrift“ reduzierter und beschleunigter
Schreibunterricht kann fehlende Lernerfahrungen im Vorschulalter sowie
Entwicklungsverzögerungen und -störungen in den Bereichen Wahrnehmung
und Motorik nicht ausgleichen. Er wird auch Kindern mit frühen
Schrifterfahrungen in einem anregenden Elternhaus nicht gerecht. Ihnen
wird wertvolles Kulturgut vorenthalten.
Die gebundene Handschrift (Schreibschrift) ist Bestandteil unserer
Kultur und Geschichte. Sie darf nicht zum Sonderangebot des Faches
Bildende Kunst werden. Die Pflege der Schreibschrift muß eine Aufgabe
unserer Schulen bleiben!
Günther Schorch: Entwicklung des Handschreibens, in: Ursula Bredel und
andere (Hrsg.): Didaktik der deutschen Sprache, Band 1, Paderborn 2006,
Seite 286 bis 296. Erika Dühnfort, Ernst-Michael Kranich: Der
Anfangsunterricht im Schreiben und Lesen in seiner Bedeutung für das
Lernen und die Entwicklung des Kindes, Stuttgart 1996. Wollen Sie dem
Grundschulverband Ihre Meinung über die „Grundschrift“ mitteilen? Dann
schreiben Sie an die Vorsitzende des Grundschulverbandes: Maresi Lassek,
Erichstraße 3A, D-28816 Stuhr,
maresi.lassek@grundschulverband.de
schriftleitung@deutsche-sprachwelt.de
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Noch lernen Kinder an deutschen Grundschulen
Schreibschrift: entweder die Lateinische Ausgangsschrift von 1953, die
von Renate Tost 1968 in der DDR entwickelte Schulausgangsschrift oder
die 1970 von Heinrich Grünewald vorgeschlagene Vereinfachte
Ausgangsschrift (vgl. „Eine Irrlehre, die alle mitmachen“ von Karin
Pfeiffer-Stolz in DSW 38). Der Grundschulverband empfiehlt jedoch seit
kurzem die völlige Abschaffung der Schreibschrift als zweite normierte
Schrift. Sie sei nämlich keine Voraussetzung für das Erlernen einer
flüssigen, zusammenhängenden Handschrift.
An einhundert Schulen läßt der Verband bundesweit eine eigens
erfundene „Grundschrift“ erproben. Bei dieser Druckschrift ist jeder
kleine Buchstabe so gestaltet, daß er am Anfang und am Ende eine
kleine Anschlußstelle hat, an die der nächste Buchstabe gereiht werden
kann. Die Kinder können die Buchstaben aneinanderreihen, müssen es
aber nicht. Neben diesem Einräumen von Eigenheiten in der Ausformung
der Schrift sollen die Lernanfänger das Schreiben schnell und
selbstgeleitet mittels einer Kartei lernen. Kann diese neue
Druckschriftvariante und die damit verbundene verkürzte
Herangehensweise an das Schreiben den schulischen Zielsetzungen zur
Förderung der Handschreibentwicklung gerecht werden? Schon 2006 hat
Günther Schorch in seinem Beitrag über die „Entwicklung des
Handschreibens“ die „solide Grundlegung der Schreibfähigkeit und
-fertigkeit sowie entsprechende schulische Instruktion und Übung“
hervorgehoben. Schorch verficht die bis heute gültigen
Lehrplananforderungen: „eine gut lesbare (und daher an der Norm
orientierte), eine in Form, Bewegung und Raumverteilung ausgewogene
und gewandte, eine entwicklungs- und ausbaufähige, eine den
verschiedenen Funktionen des Schreibens angepaßte und für
Möglichkeiten persönlichen und individuellen Ausdrucks offene
Handschrift“.
Die Entwicklung der schreibmotorischen Fähigkeiten zur Steuerung der
Bewegungen, die in der Regel mit dem Eintritt in die Schule beginnt,
dauert ungefähr bis zum 15. Lebensjahr (Thomassen/Teulings 1983). Kaum
vor dem 18. Lebensjahr ist die Entwicklung der persönlichen
Handschrift abgeschlossen. Bezogen auf die Persönlichkeitsentwicklung
ist sie als „lebenslanger Prozeß mit Fort- und Rückschritten
anzusehen“ (Schorch 2006).
Bereits 1967 weist Friedrich Kainz im vierten Band seiner „Psychologie
der Sprache“ darauf hin, daß „das Umsetzen einer Druckvorlage in
Schreibschrift…